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18.02.2016 – Wie die NZZ das volkswirtschaftliche Denken ausschaltet

Dass die NZZ nichts von Volkswirtschaft versteht, ist eine Untertreibung: Sie kennt diese Kategorie des Denkens gar nicht. Zwei Beispiele in der Ausgabe von heute illustrieren dies  erneut. So heisst es etwa im Kommentar zum Überschuss in der Haushaltsrechnung des Bundes:  „Die Schuldenbremse ist einzuhalten. Wenn sich dabei Überschüsse ergeben, ist dies willkommen. Immer noch schiebt der Bund einen Schuldenberg von über 100 Milliarden Franken vor sich her – Geld, das er früher zu viel ausgegeben hat. Die 1,4 Milliarden Franken an Zinsausgaben, obschon weniger als einst, liessen sich besser nutzen. Solange die Eidgenossenschaft ihre Schulden nicht abgestottert hat, sind Überschüsse keineswegs anrüchig.“
 
Weiss die NZZ, dass unsere Altersvorsorge auf dem Kapitaldeckungsverfahren aufgebaut ist? Dieses setzt voraus, dass sich jemand verschuldet und die Zinsen und Dividenden zahlt, von denen die Rentner leben. Doch wenn der Staat keine neuen Schulden macht und die alten sogar abbaut, dann müsste sich jemand anders verschulden um die jährlich rund 70 Milliarden Nettoersparnis der Privathaushalte zu absorbieren?  Doch wer? Von der NZZ kommen dazu keine Anregungen. Natürlich nicht. Sie hat sich ja davon dispensiert,  diese Zusammenhänge zu kennen.
 
Ähnlich ignorant tönt es in einer Betrachtung von Peter A. Fischer, Ressortleiter Wirtschaft, zum Begriff der „Steuervermeidung“.  Die ist aus der Sicht der NZZ unvermeidlich. „Unternehmen müssen dafür sorgen, dass ihre finanziellen Mittel nicht vom Staat aufgezehrt werden.“ Und weiter: „Verzichtet ein Management auf Steuervermeidung und zahlt unbesehen womöglich mehrfach, schädigt es die Firma und ihre Aktionäre; Letztere müssten es wegen Verschwendung einklagen.“ Zudem sei des gleichsam Bürgerpflicht, für Steuerwettbewerb einzutreten und alle seine Möglichkeiten zu nutzen. Tun sie es nicht, so die NZZ, „hebeln sie das wirksamste Mittel gegen wuchernde Bürokratie und staatliche Verschwendung aus: den Steuerwettbewerb.“
 
 
Vermutlich weiss auch Herr Fischer – wenn er nicht gerade im Kommentar-Modus funktioniert – dass auch der „Steuervogt“ ab und zu etwas anderes finanziert, als bloss "wuchernde Bürokratie und Verschwendung". Was er aber nicht begreifen will, ist, dass unsere Wirtschaft ohne ein gewisses Mass an Verschwendung schlicht nicht funktioniert. Verschwendung ist Bürgerpflicht, und um die sollte sich auch der Staat nicht drücken. Zur Erinnerung: Die Schweiz produziert pro Kopf ein BIP von über 75'000 Franken. Ein Fünftel davon ist Investition.
Bleiben gut 50'000 Franken für den privaten und staatlichen Konsum, und zwar pro Kopf und Jahr. Wird dieses verschwenderisch hohe Konsumsoll nicht ausgeschöpft, nimmt die Arbeitslosigkeit zu. Will die NZZ das?
 
Natürlich könnte man, statt mehr zu verschwenden, auch weniger arbeiten. Auch der Umwelt zu liebe. Auf solche Gedanken könnte man kommen, wenn sich für volkswirtschaftliche Zusammenhänge interessiert und die Grössenordnungen zur Kenntnis nimmt. Doch die wichtigste Wirtschaftszeitung der Schweiz kann sich an dieser Diskussion nicht beteiligen. Sie hat das volkswirtschaftliche Denken ausgeschaltet. 


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